Wer hätte gedacht, dass ich mich einmal kurzfassen könnte?
Manchmal sind es die kleinen Geschichten, die das Herz berühren. In den nächsten beiden Blogbeiträgen möchte ich euch eine meiner aktuellen Kurzgeschichten vorstellen. Sie heißt „Die letzte Begegnung“ und wurde im Rahmen eines Literaturwettbewerbes im Februar 2019 geschrieben.
„Die letzte Begegnung“ war das vorgegebene Thema und es durften maximal 2000 Wörter sein. 2000 Wörter hört sich erst mal sehr viel an, aber sie bringen einen Autoren dazu, sein Werk verdammt oft zu überarbeiten. Ich liebe Abschweifungen, mag Ausschmückungen, eigene Interpretationen von Geschehnissen. All das muss bei 2000 Wörtern genau überlegt sein.
Wenn man über ein festgelegtes Thema schreiben soll, hat wahrscheinlich jeder Autor seine eigene Art, Zugang zum Thema zu finden. Ich bin ein sehr spontaner Mensch und nehme grundsätzlich den ersten Impuls, der mir in den Kopf schießt. Aus diesem Impuls lasse ich die Geschichte wachsen und sich beim Schreiben entwickeln. An manchen Tagen bin ich selbst überrascht vom Ergebnis und einige Geschichten nehmen Wendungen, die ich so nicht geplant hatte. Es gibt auch Themen, die ich erst einmal zur Seite lege und später, mit möglichst hohem Zeitdruck, wieder heraushole. Wenn ich viel Zeit habe, google ich sogar das Thema und lasse mich inspirieren. In diesem Fall, habe ich erst für den Blogbeitrag gegoogelt und dabei kam ich mehrmals zu dem Spruch „Der wahre Charakter zeigt sich nicht bei der ersten Begegnung, sondern bei der letzten.“
Wenn man so oft den selben Satz liest, muss er dann nicht irgendetwas bedeuten? Ich konnte nicht herausfinden, von wem dieser Spruch ist und ich weiß auch nicht, ob er richtig ist, aber er hat mich zum Nachdenken gebracht. Zeigt sich unser Charakter tatsächlich in einer letzten Begegnung? Auch dann, wenn man gar nicht weiß, dass diese Begegnung die letzte sein wird? Bleibt wirklich das im Kopf hängen, was ich zuletzt gesagt oder getan habe?
In meiner Ausbildung als Persönlichkeitstrainer habe ich gelernt, dass die stärksten Argumente entweder zu Beginn oder am Ende meines Vortrages stehen müssen. Die Inhalte zwischen diesen beiden Punkten verblassen beim Zuhörer sehr schnell und meistens hat sogar der letzte Eindruck mehr Wirkung als der erste. Im Endeffekt ist es wie bei einem guten Feuerwerk. Richtig Spaß macht es erst dann, wenn der Pyrotechniker zum großen Finale ansetzt und dieses Finale ist genau das, was uns in Erinnerung bleibt. Wie immer gibt es auch hier einen Fachausdruck. Man nennt es den Rezens-Effekt.
Was aber, wenn wir einen blöden Tag hatten? Was, wenn wir mit dem Kopf nicht bei der Sache waren? Was, wenn wir unsere miese Laune an unserem Gegenüber ausgelassen haben? Tja, dann haben wir einfach Pech gehabt. Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck und ebenso wenig eine für den Letzten. Was soll ich sagen? Wir sind alle nicht perfekt und so wird es auch diverse schlechte Erinnerungen an eine letzte Begegnung mit uns allen geben. Ob dies einen Rückschluss auf unseren Charakter zulässt, wage ich jedoch zu bezweifeln.
Was uns bleibt, ist die Erkenntnis, dass wir nicht jedem unserer Mitmenschen in positiver Erinnerung bleiben werden. Nehmt nur mal die Verantwortlichen für den Literatur-Wettbewerb. Sie dürften zumindest eine gespaltene Meinung von mir haben. Zuerst total begeistert zugestimmt und dann den Abgabetermin um 2 Stunden verpasst. Zeugt von sehr viel Zuverlässigkeit…
Ja – wer lesen kann, ist klar im Vorteil und wer Teilnahmebedingungen nicht nur überfliegt, sondern auch noch den Inhalt erfasst, der auch! Habe ich mich darüber geärgert? Klar habe ich das! Aber nur kurzfristig und nur über mich selbst. Meine Kurzgeschichte hat nicht an diesem Wettbewerb teilgenommen, aber sie wird einen Ehrenplatz in einem meiner nächsten Bücher bekommen. Bevor es soweit ist, gehört sie jedoch euch…
Viel Spaß beim Lesen und alles Liebe

PS: Allein diese Zeilen haben übrigens schon 628 Wörter 😉